Glossen
Manchmal braucht ein Bild eine Geschichte, um richtig verstanden zu werden. So zum Beispiel das Bild von der Unterwasser-Rotweinverkostung. Ich finde, die angemessene literarische Form dafür ist die Glosse. Da der Text im dem doppelseitigen Layout nur auf großen Monitoren gut lesbar ist, steht er noch einmal smartphonetauglich unter dem Bild.
Italienische Rolle
Basics der italienischen Rolle
Ich komme gerade aus Italien zurück, wo ich im Pool eines Freundes unter tidefreien Bedingungen das Rollen in meinem neuen Seekajak üben konnte. Mein (Online-)Kajaktrainer Robert kommentierte das Video von meinem Entwicklungsstand nach drei intensiven Trainingstagen so:
„Eher Säbel als Florett. Hauptsache geschafft! Da ist noch viel Luft nach oben. “ Das war wohlmeinend geurteilt. Wenn ich Roberts martialische Metaphorik aufgreife, dann ist meine gewuchtete Rolle noch ziemlich am Anfang des Weges von der Keule zum Säbel angesiedelt.
Als Vorbild für den Hüftschwung beim Aufrollen hatte mir Robert schon zu Beginn meines Trainings im Pool ein Video vom Kanuslalom-Meister Leon Hanika geschickt. In diesem Video führt der ganz geschmeidig eine Handrolle vor. Aus dem bis zum Rand gefüllten Bierhumpen, den Leon Hanika vor Beginn seiner Rolle in der linken Hand hält, fehlt kein Tropfen, als er ihn beim Aufrollen mit der rechten Hand übernimmt.
Für meinen Hüftschwung konnte ich mir von diesem Kajak-Meister leider nur wenig abgucken. Robert, begnadeter Didaktiker, Methodiker und Motivator, vermutete richtig, dass das im Wesentlichen daran lag, dass ich mehr zur Rotweinfraktion gehöre als zu den Weißbiertrinkern.
Folgerichtig schlug er vor, ich solle mir eine Flasche Rotwein unter den rechten Oberarm klemmen, wenn ich backbord aufrollen will. So würde ich verhindern, dass das Paddelblatt beim Sweep zu tief nach unten abgleitet, bevor ich ganz aufgerollt bin. Und wenn es dann mit diesem Trick besser klappt, ist das ein guter Grund darauf anzustoßen.
Es hat (etwas) besser geklappt!
Aber genau da beginnt die Schwierigkeit: Beim Anstoßen unter Wasser danach. Die Weinhändlerin vor Ort in Mercatello war leider nicht bereit, das ambitionierte Projekt mit ein paar Flaschen von ihrem Roten zu sponsern. Vielleicht hat sie die Sache nur nicht richtig verstanden?
Ich spreche kein italienisch und sie fährt nicht Kajak.
Ein paar Flaschen von ihr, also mehrere Versuche beim Öffnen der Flasche unter Wasser, hätten bestimmt zu einem eleganteren Ergebnis geführt als jetzt hier im Bild zu sehen.
Wenn man nicht sehr aufpasst und den Korken nur kurz beiseite legen will, steigt er blitzschnell auf zur Wasseroberfläche und wird abgetrieben. Dietmar (mit Flasche in der Hand und ohne Schwimmweste) hat diesen Wein ungern gespendet. Er meinte, es wäre schade um den Zwotausendsechzehner Torbolone.
Ich sei ein Banause, ihn nicht mit Muße bei Sonnenuntergang unter den Olivenbäumen neben dem Pool zu genießen. Selbst, wenn wir ihn zum Ablöschen der in Olivenöl mit Knoblauch und Kapern leicht angerösteten Sardellen verwenden würden (Linguine alla Puttanesca), hätten wir viel mehr davon, als in der sehr knappen Minute, die wir es unter den kieloben schwimmenden Kajaks aushalten.
Vielleicht hatte Dietmar ja recht? Was meint ihr? Ihr seid unvoreingenommen.
Ich werde meinen ersten Rotwein unter Wasser ebensowenig vergessen wie meine allererste, sehr knapp geschaffte Rolle.
.
Die Lücke zwischen vier und sechs
Das Bild von der Nasenklammer ist nicht selbsterklärend. Die Glosse hilft. Auch hier der smartphonetaugliche Text nochmal unter der Bildseite.
Wie konnte das passieren? Da passt ja noch eine ganze Welt dazwischen.
Wenn die Redaktion die von euch gelieferten Texte und Bilder zu einem Heft zusammenbaut, muss sich die Anzahl der Seiten durch vier teilen lassen. Diesmal war das Puzzle nicht aufgegangen. Die Seite fünf ist leer geblieben.
Aber die Seite fünf ist sehr wichtig. Wir können sie nicht einfach weglassen. Sonst gäbe es auch keine Seite sechs. Und hinten würde die Seite 35 rausrutschen. Die hängt da nämlich dran.
Was machen wir nun mit der leeren Seite? Ein Bild muss her! Vielleicht eins von der Nasenklammer, die bei der letzten Seekajakwoche auf Aerö liegengeblieben ist? Damit sie endlich ihren Besitzer wiederfindet. Nein, hier wäre es nicht richtig zu gendern. Ich habe sie in der Männerdusche gefunden.
Oder doch lieber was Schönes?
Ein Bild, das träumen lässt, vom Kajakfahren in der Ägäis oder im Ionischen Meer?